Die sanfte Anwendung in der Pflege:
Hydrolate
Wasser
steht für „im Fluss sein, fließen lassen“
Definition
und Gewinnung:
Ein
Hydrolat ist das Produkt einer Wasserdampfdestillation von Heil- und
Duftpflanzen.
Bei
diesem Prozess wird der Dampf mit wasserdampflöslichen Molekülen
angereichert und bei der anschließenden Kondensation durch Abkühlung
von
durch Kondensation als sog. Destillationswasser vom ätherischem Öl getrennt und anschließend abgezogen.
In
Apotheken werden manchmal unechte „Hydrolate“ hergestellt,
insbesondere Rosenwasser. Dafür
wird destilliertes Wasser mit ätherischem Öl, natürlichen oder
auch künstlichen Aromen vermischt.
Das
echte Hydrolat setzt sich bei der Destillation sozusagen „mit der
Pflanze auseinander“ und enthält somit jene aromatischen
Substanzen die nach der Trennung vom ätherischen Öl als
wasserlöslicher Anteil im Destillationswasser verblieben sind.
In
den Mittelmeerländern, im Iran, in der Türkei und in Nordafrika
werden Hydrolate ganz gebräuchlich im Alltag verwendet: in der
Küche, als Pflege für Haut und Haare, und als Medizin. Im
mitteleuropäischen Raum haben sie eine lange Tradition als sog.
Pflanzenwässer, oder „gebrannte Wässer“. Mit der Aromatherapie
erleben sie Hand in Hand eine Wiederentdeckung.
Herkunft:
Marokko, Portugal, Süd-Frankreich, Süd-Italien
Das
Hydrolat kann ganz andere Inhaltsstoffe von der destillierten Pflanze
enthalten als das gewonnene ätherische Öl.
Inhaltsstoffe:
Die
Hydrolate enthalten zum einen wasserdampfflüchtige lipophile
Bestandteile und zum anderen wasserlösliche flüchtige Inhaltsstoffe
der Pflanzen, sowie zwischen 0,03-0,5 % ätherische Öle (sog.
Wasseröle).
Damit sind die Hydrolate die
Schnittstelle zwischen der herkömmlichen Pflanzenheilkunde, die
primär mit den wasser- und alkohollöslichen Pflanzenanteilen
arbeitet, und der Aromatherapie bzw. –pflege.
Insgesamt
müssen diese einzelnen Substanzen leichter als 250 g/mol (Price
2004) sein, um bei der Destillation vom Wasserdampf gelöst und transportiert zu
werden. Das bedeutet, dass besonders die leichteren und kleineren
Moleküle im Hydrolat vorzufinden sind:
|
Schafgarbenöl+Hydrolat |
1.
Von den wasserlöslichen Substanzen enthalten sie noch Gerbstoffe,
Scharfstoffe und teilweise Vitamine, und in Spuren viele andere.
2.
Die Wasseröle sind im Hydrolat in feinsten Tröpfchen verteilt, und
enthalten im Gegensatz zum oben abgesetzten ätherischen Öl vor allem die wasserlöslichen Substanzen der ätherischen Öle wie
Alkohole, Aldehyde und Ketone. So ist in hochwertigem Rosenhydrolat
viel Phenylethanol und Phenylester enthalten, deutlich mehr als im
ätherischen Öl der Rose. Daher riecht das Rosenhydrolat sehr blumig
und „rosig“.
3.
Artefakte nennt man Stoffe, die in der Natur so nicht vorkommen,
sondern erst durch die Destillation entstehen, wie z.B. Chamazulen,
Sulfide oder Aceton.
Die
Wirkung der Hydrolate im Allgemeinen kann man als ganzheitlich und
mild beschreiben. Susanne Fischer-Rizzi beschreibt ihre Wirkung als
4-5x stärker als Teezubereitungen, daher reichen Dosierungen im
TL-Bereich aus. Man kann sie äußerlich anwenden, auch bei
empfindlicher Haut, Babys und älteren Menschen. Auch eine innerliche
Anwendung ist möglich: man dosiert tee- bis esslöffelweise in
Wasser.
Haltbarkeit,
Hygiene, Handhabung:
Während
der Destillation entsteht absolut reines Hydrolat, das eigentlich
sehr lange haltbar sein kann. Wenn es mit sauberen Arbeitsgeräten steril in
Flaschen abgefüllt wird und die Temperaturunterschiede nicht zu groß
sind, halten sich die meisten Hydrolate mindestens 0,5 bis sogar 2
Jahre.
Das
kommt natürlich auch auf die Inhaltsstoffe an. Nerolihydrolat hält
erfahrungsgemäß sehr lange, wogegen das Weisstannenhydrolat schon
nach einigen Monaten umkippen kann (sehr wahrscheinlich finden sich
im Weisstannenhydrolat sehr wenig Alkohole).
Einige
Firmen setzen Alkohol oder sonstige Mittel zur Haltbarmachung zu.
Damit
hält das Hydrolat zwar länger, ist aber für die Pflege von Haut
und Haaren nicht zu empfehlen.
Es
wird eine Reifezeit des Hydrolates empfohlen. Diese liegt zwischen
einigen Wochen bis zu einem Jahr. In dieser Zeit verflüchtigen sich
event. enthaltene Stoffe wie Schwefelverbindungen und der Gesamtduft
wird angenehmer und runder.
Einige
Destilleure arbeiten sehr hochwertig, und so enthalten deren
Hydrolate größere Mengen an Wasseröl, was das Hydrolat länger
haltbar macht.
Die
Angaben auf dem Etikett eines Hydrolats sollten der Kennzeichnung
eines hochwertigen ätherischen Öles entsprechen!
Die
Hydrolate sollten in dunklen, lichtundurchlässigen Flaschen
abgefüllt sein. Wer selbst destilliert, sollte darauf achten, dass
die Flaschen sehr gut befüllt sind, damit wenig Platz für
Sauerstoff in der Flasche bleibt, der den Alterungsprozess
beschleunigen kann.
Die
Öffnung der Flasche sollte möglichst nicht berührt werden, um eine
Verkeimung zu verhindern; nach Möglichkeit setzt man einen
Sprühaufsatz auf die Flasche auf.
Die
Flaschen sollten kühl, trocken, lichtgeschützt und bei
gleichbleibender Temperatur gelagert werden (die Bildung von
Kondenswasser bei Temperaturschwankungen fördert die Verkeimung).
Anzeichen
einer Verkeimung oder Umkippen der Hydrolate sind: muffiger Geruch,
Schlieren- und Wolkenbildung.
Geruch
Der
Geruch eines Hydrolates hat selten etwas mit dem Duft des
dazugehörigen ätherischen Öls zu tun. Sehr gut festzustellen ist
es am Lavendelhydrolat. Es duftet dumpf und krautig und hat wenig
Ähnlichkeit mit dem Lavendelöl, denn
es fehlen besonders die Ester, die eine wichtige Leitsubstanz im
ätherischen Lavendelöl sind!
Das
Salbeihydrolat hingegen enthält relativ viel Thujon (leicht
hydrophiles Monoterpenketon), und riecht dem ätherischen Salbeiöl
sehr ähnlich.
Dementsprechend
unterscheidet sich bisweilen auch die Wirkweise der Hydrolate von den
ätherischen Ölen ein und derselben Pflanze. In der Regel wirken
Hydrolate und ätherische Öle synergistisch und lassen sich
wunderbar kombinieren.
Erstellt von Gudrun Klingbeil-Hilz in Zusammenarbeit mit Natalie Rosenhauer von Löwensprung