Donnerstag, 16. Juli 2015

Die sanfte Anwendung in der Pflege:  

Hydrolate




Wasser steht für „im Fluss sein, fließen lassen“




Definition und Gewinnung:
Ein Hydrolat ist das Produkt einer Wasserdampfdestillation von Heil- und Duftpflanzen.
Bei diesem Prozess wird der Dampf mit wasserdampflöslichen Molekülen angereichert und bei der anschließenden Kondensation durch Abkühlung von 
durch Kondensation als sog. Destillationswasser vom ätherischem Öl getrennt und anschließend abgezogen.

In Apotheken werden manchmal unechte „Hydrolate“ hergestellt, insbesondere Rosenwasser. Dafür wird destilliertes Wasser mit ätherischem Öl, natürlichen oder auch künstlichen Aromen vermischt. 


Das echte Hydrolat setzt sich bei der Destillation sozusagen „mit der Pflanze auseinander“ und enthält somit jene aromatischen Substanzen die nach der Trennung vom ätherischen Öl als wasserlöslicher Anteil im Destillationswasser verblieben sind.

In den Mittelmeerländern, im Iran, in der Türkei und in Nordafrika werden Hydrolate ganz gebräuchlich im Alltag verwendet: in der Küche, als Pflege für Haut und Haare, und als Medizin. Im mitteleuropäischen Raum haben sie eine lange Tradition als sog. Pflanzenwässer, oder „gebrannte Wässer“. Mit der Aromatherapie erleben sie Hand in Hand eine Wiederentdeckung.
Herkunft: Marokko, Portugal, Süd-Frankreich, Süd-Italien

Das Hydrolat kann ganz andere Inhaltsstoffe von der destillierten Pflanze enthalten als das gewonnene ätherische Öl.

Inhaltsstoffe:
Die Hydrolate enthalten zum einen wasserdampfflüchtige lipophile Bestandteile und zum anderen wasserlösliche flüchtige Inhaltsstoffe der Pflanzen, sowie zwischen 0,03-0,5 % ätherische Öle (sog. Wasseröle).
Damit sind die Hydrolate die Schnittstelle zwischen der herkömmlichen Pflanzenheilkunde, die primär mit den wasser- und alkohollöslichen Pflanzenanteilen arbeitet, und der Aromatherapie bzw. –pflege.
Insgesamt müssen diese einzelnen Substanzen leichter als 250 g/mol (Price 2004) sein, um bei der Destillation vom Wasserdampf gelöst und transportiert zu werden. Das bedeutet, dass besonders die leichteren und kleineren Moleküle im Hydrolat vorzufinden sind:
Schafgarbenöl+Hydrolat


1. Von den wasserlöslichen Substanzen enthalten sie noch Gerbstoffe, Scharfstoffe und teilweise Vitamine, und in Spuren viele andere.
2. Die Wasseröle sind im Hydrolat in feinsten Tröpfchen verteilt, und enthalten im Gegensatz zum oben abgesetzten ätherischen Öl vor allem die wasserlöslichen Substanzen der ätherischen Öle wie Alkohole, Aldehyde und Ketone. So ist in hochwertigem Rosenhydrolat viel Phenylethanol und Phenylester enthalten, deutlich mehr als im ätherischen Öl der Rose. Daher riecht das Rosenhydrolat sehr blumig und „rosig“.
3. Artefakte nennt man Stoffe, die in der Natur so nicht vorkommen, sondern erst durch die Destillation entstehen, wie z.B. Chamazulen, Sulfide oder Aceton.

Die Wirkung der Hydrolate im Allgemeinen kann man als ganzheitlich und mild beschreiben. Susanne Fischer-Rizzi beschreibt ihre Wirkung als 4-5x stärker als Teezubereitungen, daher reichen Dosierungen im TL-Bereich aus. Man kann sie äußerlich anwenden, auch bei empfindlicher Haut, Babys und älteren Menschen. Auch eine innerliche Anwendung ist möglich: man dosiert tee- bis esslöffelweise in Wasser.

Haltbarkeit, Hygiene, Handhabung:
Während der Destillation entsteht absolut reines Hydrolat, das eigentlich sehr lange haltbar sein kann. Wenn es mit sauberen Arbeitsgeräten steril in Flaschen abgefüllt wird und die Temperaturunterschiede nicht zu groß sind, halten sich die meisten Hydrolate mindestens 0,5 bis sogar 2 Jahre.
Das kommt natürlich auch auf die Inhaltsstoffe an. Nerolihydrolat hält erfahrungsgemäß sehr lange, wogegen das Weisstannenhydrolat schon nach einigen Monaten umkippen kann (sehr wahrscheinlich finden sich im Weisstannenhydrolat sehr wenig Alkohole).
Einige Firmen setzen Alkohol oder sonstige Mittel zur Haltbarmachung zu.
Damit hält das Hydrolat zwar länger, ist aber für die Pflege von Haut und Haaren nicht zu empfehlen.
Es wird eine Reifezeit des Hydrolates empfohlen. Diese liegt zwischen einigen Wochen bis zu einem Jahr. In dieser Zeit verflüchtigen sich event. enthaltene Stoffe wie Schwefelverbindungen und der Gesamtduft wird angenehmer und runder.

Einige Destilleure arbeiten sehr hochwertig, und so enthalten deren Hydrolate größere Mengen an Wasseröl, was das Hydrolat länger haltbar macht.
Die Angaben auf dem Etikett eines Hydrolats sollten der Kennzeichnung eines hochwertigen ätherischen Öles entsprechen!
Die Hydrolate sollten in dunklen, lichtundurchlässigen Flaschen abgefüllt sein. Wer selbst destilliert, sollte darauf achten, dass die Flaschen sehr gut befüllt sind, damit wenig Platz für Sauerstoff in der Flasche bleibt, der den Alterungsprozess beschleunigen kann.
Die Öffnung der Flasche sollte möglichst nicht berührt werden, um eine Verkeimung zu verhindern; nach Möglichkeit setzt man einen Sprühaufsatz auf die Flasche auf.
Die Flaschen sollten kühl, trocken, lichtgeschützt und bei gleichbleibender Temperatur gelagert werden (die Bildung von Kondenswasser bei Temperaturschwankungen fördert die Verkeimung).
 
Anzeichen einer Verkeimung oder Umkippen der Hydrolate sind: muffiger Geruch, Schlieren- und Wolkenbildung.

Geruch
Der Geruch eines Hydrolates hat selten etwas mit dem Duft des dazugehörigen ätherischen Öls zu tun. Sehr gut festzustellen ist es am Lavendelhydrolat. Es duftet dumpf und krautig und hat wenig Ähnlichkeit mit dem Lavendelöl, denn es fehlen besonders die Ester, die eine wichtige Leitsubstanz im ätherischen Lavendelöl sind! Das Salbeihydrolat hingegen enthält relativ viel Thujon (leicht hydrophiles Monoterpenketon), und riecht dem ätherischen Salbeiöl sehr ähnlich.
Dementsprechend unterscheidet sich bisweilen auch die Wirkweise der Hydrolate von den ätherischen Ölen ein und derselben Pflanze. In der Regel wirken Hydrolate und ätherische Öle synergistisch und lassen sich wunderbar kombinieren.


Erstellt von Gudrun Klingbeil-Hilz in Zusammenarbeit mit Natalie Rosenhauer von Löwensprung
 

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